Demut ist, wenn jemand ohne Verlangen, hochgeachtet zu werden, seine Unvollkommenheit erkennt. (Baruch de Spinoza)
Was ist die Gefahr nach äußerst positiv verlaufenen Wahlen? Übermütig werden. Laut. Häme gegenüber den Verlierern zeigen. Ich habe das ganz bewusst in den letzten Tagen nicht getan. Ein Dank an die Wähler und herzliche Glückwünsche an die unermüdlichen Wahlkämpfer und gewählten Abgeordneten vor Ort, das muss genügen. Denn die erfolgreichen beiden Wahlsonntage der letzten Wochen können und dürfen nur Zwischenstationen und motivierende Momentaufnahmen sein. Zum einen für die Bundestagswahl im September – das Ziel dieses Jahres – und dann auch schon für die sächsischen Kommunal- und Landtagswahlen im Jahr 2019.
Wir stehen hier in Sachsen gleich vor mehreren erschwerenden Voraussetzungen. Ein wie in den alten Bundesländern über längere Zeiträume gewachsenes Stammwählerpotential der FDP gibt es hier nicht bzw. nur in unzureichendem Ausmaß. Darüber hinaus ist das Land stark konservativ geprägt, was sich in der Dauerregentschaft der CDU seit 1990 manifestiert. Dazu noch eine nicht unerhebliche Anzahl von Protestwählern, welche sich bisher hauptsächlich den Linken, neuerdings aber auch vor allem der AfD zuwenden. Selbst eine in Sachsen so traditionsreiche Partei wie die SPD tut sich in dieser Gemengelage äußerst schwer und erreicht teilweise nicht einmal zweistellige Wahlergebnisse.
Wie finden also die sächsischen Freien Demokraten hier ihren Platz? Aus meiner Sicht bietet der Zustand des Freistaats genug offene Flanken, um mit eigenen Themen, Lösungsvorschlägen und Initiativen zu punkten. Dabei sollte immer das Vorstellen der eigenen Ideen im Vordergrund stehen, anstatt nur den Regierungsparteien diesbezügliches Versagen vorzuwerfen. Ich mag einfach kein negative campaigning und möchte lieber konstruktive Programmarbeit leisten, anstatt mich an anderen abzuarbeiten.
Was ist nun also zu tun? Arbeit. Einfach harte Arbeit. Gespräche suchen und führen. Rückschläge erwarten, hinnehmen und wieder neu anfangen. Geduld mit sich und anderen haben. Mutig sein, ungewöhnliche Wege gehen, inhaltlich und personell. Von anderen Landesverbänden lernen, anstatt nur stur auf einen eigenen Weg zu setzen. Neue Mitstreiter gewinnen. Als unterstützendes Nicht-Mitglied oder neuen Freien Demokraten. Einen ersten Neueintritt im Landkreis Meißen bekam ich schon gestern Abend vermeldet. Das macht Mut.
Ich bin jetzt seit genau fünf Jahren Mitglied der FDP. In dieser Zeit habe ich wirklich niederschlagende Erfahrungen gemacht, die zu einer Parteimitgliedschaft wohl einfach dazugehören. Daran wächst man und lernt hinzu. Momentan verspüre ich Spaß und Optimismus wie schon lange nicht mehr. Es tut sich was, Veränderungen sind fast mit den Händen zu greifen. Es ist noch ein weiter Weg zu gehen, auch und vor allem hier in Sachsen. Fangen wir möglichst bald damit an. Ich freu mich drauf.